Gelungene Kommunikation: Modul "Emotionale Reaktionen der Eltern"

Herausfordernde Gespräche wie die Mitteilung einer Diagnose oder die Verschlechterung einer Erkrankung lösen bei vielen Eltern zum Teil starke emotionale Reaktionen aus, z.B. Stille, Unglaube, Wut, Weinen oder Ablehnung. Sie sind Ausdruck von Schock, Unglaube, Ärger, Trauer oder Niedergeschlagenheit. Emotionale Belastungen werden von den Betroffenen häufig nicht als solche artikuliert, wodurch sie nicht immer offensichtlich sind. Häufig werden sie daher falsch interpretiert und selten offen von Versorger:innen angesprochen.

Hinweise auf emotionale Belastungen können sein:

 

    • Fragen zur Behandlung oder zu Nebenwirkungen, da emotionale Belastungen häufig mit den körperlichen Auswirkungen einer Erkrankung und ihrer Behandlung verknüpft sind.
    • Offene Artikulation von Sorgen, Ängsten und Belastungen
    • Formulierungen wie: „Wir haben das Gefühl, dass Sie Tim aufgegeben haben!“, „Wird Tim sterben?“

Lehrfilm: Krankheitsverschlechterung mit Eltern thematisieren

Der Filmausschnitt zeigt ein Gespräch mit Marias Eltern, nachdem eine PEG angelegt wurde. Es wird deutlich, dass Marias Mutter der Umgang mit der PEG sichtlich schwerfällt und sie sehr emotional auf das Thema reagiert. Die Ärztin geht empathisch auf die Situation ein und orientiert sich dabei an dem Kommunikationsmodell NURSE.

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Was kann ich tun?

Vermeiden Sie ausweichendes Verhalten, wie z.B.:

    • Sie blocken ab und lenken das Gespräch in eine andere Richtung.
    • Sie konzentrieren sich allein auf medizinische Informationen.
    • Sie stellen keine vertiefenden Fragen.
    • Sie bestätigen vorschnell. 


Gehen Sie stattdessen auf Emotionen ein:

    • Reagieren Sie empathisch: „Ich sehe, dass es Sie sehr traurig macht.“
    • Erkennen Sie die Emotion an mit „Ich wünschte“- Botschaften:
      „Ich wünschte, Tim könnte verlorene Fähigkeiten wieder zurückgewinnen.“
    • Legitimieren Sie die Emotionen: „Es ist normal, wütend zu sein“.
    • Fragen Sie nach: „Was meinen Sie damit genau?“
    • Erkennen Sie die Bemühungen der Eltern an. 
    • Seien Sie freundlich, mitfühlend und ehrlich.
    • Nutzen Sie die nonverbale Ebene:
      Blickkontakt, zugewandte Körperhaltung, Situationsangepasste Gestik und Mimik, wenig ablenkende Bewegungen


Beachten Sie!

Auch bei Ihnen als Versorger:innen können während des Gesprächs eigene, belastende Emotionen aufkommen wie Schuldgefühle, Hilflosigkeit oder Ängste, z.B. vor Kontrollverlust oder den eigenen Emotionen. Sie können lernen, damit umzugehen.

Angewandte Kommunikationsmodelle

NURSE

mit Empathie reagieren

SPIKES

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Emotionale Reaktionen

Herausfordernde Gespräche wie die Mitteilung einer Diagnose oder die Verschlechterung einer Erkrankung lösen bei vielen Betroffenen zum Teil starke emotionale Reaktionen aus. Sie sind meist Ausdruck von Schock, Ärger, Trauer oder Niedergeschlagenheit.