GEKO: Hilfreiches Hintergrundwissen für Versorger:innen

Die Kommunikation zwischen Versorger:innen, Eltern und erkrankten Kindern ist ein elementarer Bestandteil in der palliativen Versorgung. Je nach Gesprächssituation bringt sie einige besondere Herausforderungen mit sich. Das medizinische Fachpersonal braucht daher spezielle Kompetenzen und Rahmenbedingungen

Ziele der Kommunikation mit Familien

Gespräche zwischen Versorgenden und Familien finden aus unterschiedlichen Anlässen – geplant und ungeplant – statt, meist mit dem Fokus „Mitteilung schlechter Nachrichten“. Als Versorger:in in der pädiatrischen Palliativversorgung in diesen hochkomplexen Gesprächssituationen angemessen zu kommunizieren, erfordert eine Vielzahl an kommunikativen Fähigkeiten, die weit über die bloße Mitteilung von Informationen hinausgehen. Dies kann dazu führen, dass Versorger:innen nicht alle Erwartungen erfüllen (können), was sich wiederum negativ auf die Familien auswirkt. Die Art und Weise, wie Versorger:innen kommunizieren, hat großen Einfluss auf die Zufriedenheit und das Vertrauen der Familien und ihren Umgang mit der Erkrankung.

 

Zentrale Bausteine

    • Gegenseitiger Informationsaustausch
    • Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung
    • Bestätigung und Anerkennung der Eltern
    • Umgang mit Emotionen, Unsicherheiten, Hoffnungen und Erwartungen
    • Neu-Organisation des Familienlebens
    • Treffen von Entscheidungen

 

Besonderheiten

    • Sehr junge Patient:innen, seltene Erkrankungen und unsichere Prognosen.
    • Unterschiedliche emotionale, kognitive und körperliche Entwicklungsstadien.
    • Familienmitglieder sind Teil der Versorgung.
    • Eltern sind Expert:innen für ihr Kind

 

Erforderliche Kompetenzen

    • Medizinisches Fachwissen
    • Verbale Kompetenzen: Situationsangepasste, familienzentrierte Sprache
    • Nonverbale Kompetenzen: Gestik, Mimik, Körperhaltung
    • Innere Haltung: Empathie, Mitgefühl und Respekt

Gesprächsvorbereitung

Inhaltlich

    • medizinische Situation, Behandlungsoptionen und mögliche Verläufe klären
    • zentrale Inhalte und Fragen formulieren
    • Gesprächsablauf planen
    • auf mögliche Herausforderungen vorbereiten

 

Mental

    • Formulierungen und nonverbale Ausdrücke einüben
    • (eigene) Emotionen anerkennen
    • zugewandte Haltung einnehmen
    • ruhig und fokussiert in das Gespräch gehen

 

Rahmenbedingungen

    • Besprechungszimmer reservieren
    • ausreichend Zeit nehmen
    • Telefon/ Pager ausstellen
    • Taschentücher bereitstellen
    • Unterstützung hinzubitten: Bezugspflegende:n, vertraute Person der Familie
    • Geschwisterkind: Betreuung organisieren
    • Sprachbarrieren: Dolmetscher:in organisieren

Patient:innenzentrierung

Stellen Sie die Familien in den Mittelpunkt! Fokussieren Sie sich auf die Bedürfnisse, Ziele, Wünsche, Wahrnehmungen, Sorgen und Ängste der Familie und gehen Sie auf ihre Fragen ein. Hören Sie aktiv zu, fragen Sie nach und reagieren Sie empathisch. Achten Sie auf Blickkontakt mit ihren Gesprächspartner:innen. Informationsbedürfnisse unterscheiden sich – auch zwischen Eltern und Patient:innen. Fragen Sie individuell nach – nicht alle wünschen detaillierte Informationen. Offene Fragen ermöglichen, Themen, Erwartungen, Emotionen und Sorgen mitzuteilen. Sie geben einen besseren Einblick in die Perspektive der Familie und sind orientierungsgebend für weitere Gespräche und Behandlungsempfehlungen. Eine wertschätzende, respektvolle Haltung und ehrliches Interesse ermöglichen Kommunikation auf Augenhöhe. 


Aktives Zuhören
bedeutet:

    • aufmerksam zuhören
    • frühzeitige Unterbrechungen vermeiden
    • nur gezielt unterbrechen, z.B. für Nachfragen, um die Eltern besser zu verstehen


Emphatisch reagieren
bedeutet:

    • Gefühlen und emotionalen Reaktionen Raum, Anerkennung und Wertschätzung zu ermöglichen.
    • Emotionen nicht mit medizinischen Informationen zu begegnen und diese nicht zu bewerten, zu bagatellisieren oder zu ignorieren.

Mit nonverbalen Botschaften Empathie und Mitgefühl vermitteln und die Familien ermutigen, sich weiter zu öffnen.  Nonverbale Botschaften  spiegeln Ihre individuelle Haltung wider und übermitteln den Großteil einer Nachricht

Unterstützung bedeutet:

z. B. den Familien anzubieten, eine nahestehende, vertraute Person, mitzubringen (hilfreich für Familien, um eigene Fragen und Positionen an Versorger:innen zu übermitteln und alle Informationen vollständig zu erfassen).

Informationsvermittlung

Ermöglichen Sie den Familien im Verlauf des Gesprächs immer, Fragen zu stellen. Rückversichern Sie sich am Ende des Treffens, dass die Informationen richtig verstanden wurden. 

 

Einige Tipps für Sie:

    • Teilen Sie sich sensibel und feinfühlig mit.
    • Sprechen Sie eine klare, verständliche Sprache (keine Fachsprache!).
    • Geben Sie ehrliche Informationen (unabhängig, ob wenig konkret oder belastend).
    • Besprechen Sie Unsicherheiten offen mit der Familie.
    • Erteilen Sie maximal drei zentrale Informationen auf einmal.
    • Bieten Sie bei Bedarf mehrere aufeinander folgende Gespräche an.
    • Nennen Sie verlässliche Quellen (Selbstrecherche der Familien).

Materialien bereitstellen

Ausgedruckte Materialien zu erwartbaren Gesprächsinhalten erleichtern den Familien vor dem Gespräch die Vorbereitung auf ein Thema. Während des Gesprächs können Grafiken, Hinweisblätter über die Erkrankung oder Ähnliches helfen, die Informationen leichter aufzunehmen. Informieren Sie nach dem Gespräch über weitere Recherchemöglichkeiten und die Gesprächsdokumentation/- agenda.

Weiterführende Informationen

PDF

Kommunikation kann man lernen

PDF

Kommunikation i. d. päd. Palliativversorgung

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Zentrale Kommunikationskompetenzen