Ich bin für immer dankbar, dass du bei mir warst!
Jedes Jahr ist an einem Sonntag im November bei uns eine besondere Atmosphäre spürbar: am Erinnerungstag. An diesem Tag laden die Kolleginnen aus unserem multiprofessionellen Kinderpalliativteam die Eltern und Angehörigen ein, um im Kinderpalliativzentrum gemeinsam ihres verstorbenen Kindes zu gedenken. Am diesjährigen Erinnerungstag nahmen 7 Familien teil. Geschwisterkinder, Eltern, Großeltern und Tanten verbrachten gemeinsam bei sonnigem Herbstwetter intensive Stunden drinnen und draußen.
„Zitate“ schufen dieses Mal den Rahmen des Nachmittags: Die Kolleg:innen hatten einen Zaun auf dem Klinikgelände mit verschiedenen Zitaten aus prominenter oder persönlicher Feder bestückt. Aus ihnen wählten die Familienmitglieder solche aus, die sie persönlich ansprachen und widmeten sich ihnen im Kreativangebot. Dazu brachten unsere Kunsttherapeutinnen viele Inspirationen mit und das notwendige Handwerkszeug ebenso. Gesammelte Naturfunde, eine spezielle Drucktechnik, eine alte Schreibmaschine, spontane Ideen und eigene Erfahrungen und Gefühle der Familien ließen zauberhafte kleine, sehr persönliche Büchlein – kleine aufklappbare Leporellos – entstehen. Vertieft in die individuelle Gestaltung des Büchleins kamen in Gesprächen Gedanken, Wünsche und Gefühle hoch. Eine Mutter erzählte, dass sie auf ihrem Leporello ein Herz ausgestanzt hat, welches für ihr verstorbenes Kind steht. Das kleine Herz fliegt sichtlich in den Himmel und hinterlässt im eigenen Herz ein Stück Leere. Der Trauer, den Wünschen und Hoffnungen Raum geben und über das Erlebte sprechen und sich austauschen zu können – mit dem Erinnerungstag möchten wir für die Familien genau diesen Raum in einem geschützten Rahmen schaffen. Ihre Büchlein nahmen alle Familienmitglieder anschließend mit nach Hause.
Musikalisch begleitete den diesjährigen Erinnerungstag Karin Forsmann auf der Harfe. Ihr Beitrag war besonders schön, denn für die Familien ist Sr. Karin ein vertrautes Gesicht. Die Kinderkrankenschwester arbeitet seit der Eröffnung unseres Hauses vor mehr als 14 Jahren auf der Station Lichtblicke. Und wie all die Jahre zuvor durften wir uns auch wieder über die köstliche Kuchenspende der Bäckerei Geiping freuen, die den Familien und Kolleg:innen den Nachmittag versüßte.
Danke den Leuten, die im richtigen Moment gelächelt haben, Musik im Radio gespielt haben, die gerade passte, die Türen aufhielten, die zufallen wollten, die fragten, ob alles in Ordnung sei, mich in Ruhe ließen, wenn es sein musste, mich zum Lachen brachten, zum Weinen auch, die mir ein Extrabrötchen schenkten oder eine Blume über den Zaun. Allen, die auch den Gänsen winken, die am Himmel fliegen. Dem Himmel selber. Und Nils. Melanie Garanin (Mutter)
