Hier ist das Interview mit Geschäftsstellenleiterin Nicole Sasse zum Nachlesen:

Warum und seit wann arbeitest Du im Fundraising?

Nicole

Ich arbeite eigentlich immer schon im sogenannten Nonprofit-Sektor, und, wie der Begriff schon sagt, geht es dann nicht um die Gewinnmaximierung oder um die Erzielung von Gewinnen, sondern man setzt sich eigentlich immer für irgendein besonderes Ziel ein. Bei mir war es damals vor allen Dingen die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und die Entwicklungszusammenarbeit, und man kann sich vorstellen, dass es da auch immer an Geld fehlte. Da bin ich dann irgendwann auf die Idee gekommen eine Ausbildung zu machen als sogenannte Fundraising-Managerin und das habe ich dann gelernt. Das ist eigentlich ein Handwerk wie jeder andere Beruf auch. Ich habe dann erst in einem Entwicklungshilfeverein um Spenden geworben, damit dort die Projekte finanziert werden konnten, die der Verein unterstützt hat.

Wie hat sich der Freundeskreis im Laufe der Jahre entwickelt?

Nicole

Den Freundeskreis gibt es schon so lange wie es das Kinderpalliativzentrum auch gibt. Unser Chef der Boris Zernikow war schlau genug zu wissen, dass Spenden notwendig sein würden, um die Versorgungsangebote am Kinderpalliativzentrum tragen zu können. Und nach ein zwei Jahren hat sich dann herausgestellt, dass es doch ganz schön viel und anstrengend ist Spenden zu verbuchen, sie zu quittieren, sich zu bedanken etc.. Das hat Frau Gertz, die damalige Sekretärin von Herrn Zernikow, wirklich ganz toll gemacht. Es kam aber irgendwann der Punkt, wo das dann doch ein bisschen – ich sag mal in Anführungsstrichen – professionalisiert werden sollte. Ich hatte damals vor ca. 12 Jahren den Wunsch meinen Job zu wechseln, darüber ist das per Zufall entstanden. Ich habe mich dann einmal mit Boris Zernikow zusammengesetzt und überlegt, wie man einen Förderverein für das Kinderpalliativzentrum auf- und ausbauen könnte. Und ja, das war glaube ich eine ganz gute Idee. Der Verein hat sich über die Jahre sehr schön entwickelt, es sind neue Mitarbeiterinnen dazu gekommen, die Frau Thiemann ist dabei und die Frau Tremer. Wir sind ein kleines Team, das sich um die Spender:innen kümmert. Der Verein ist tatsächlich über die Jahre weiter gewachsen, und das ist auch gut so, weil auch die Herausforderungen an uns immer größer geworden sind.

Was bedeutet Solidarität für dich?

Nicole

Solidarität ist für mich eigentlich das, was eine Gesellschaft zusammenhält. Ich finde es schön, dass wir jetzt hier bei dieser Wertekampagne den Begriff Solidarität zum Schluss vorstellen. Letzten Endes geht es ja darum, dass wir alle gemeinsam gleiche Wertvorstellung haben und uns dafür einsetzen, und gemeinsam an einer Sache und einem Ziel arbeiten. Ich finde es wichtig Menschen dazu zu bewegen, dass sie schwerstkranke Kinder und ihre Familien unterstützen – das ist für mich Solidarität.

 

Welche Herausforderungen gibt es in der täglichen Arbeit?

Nicole

Für uns hier im Freundeskreis ist es die größte Herausforderung immer auch zu gucken, dass wir mit möglichst wenig Mitteln ganz viel erreichen, sprich, dass wir unsere Verwaltungskosten möglichst gering halten, damit das Geld, die Spenden, die uns anvertraut werden, auch tatsächlich bei den Kindern und bei den Familien ankommt. Und natürlich ist es da manchmal auch gar nicht so einfach immer alles so zu schaffen wie wir uns das wünschen. Es kommen die neuen Social Media Kanäle dazu, die Welt wird digitalisiert, nichts bleibt gleich. Unser Team hier besteht aus so wenig Personen, dass jede ganz viele Aufgabenbereiche übernehmen muss. Wir haben ja keine Abteilungen oder sowas. Die Arbeit ist total abwechslungsreich und macht super viel Spaß.  Ich weiß eigentlich morgens nie, was ich genau machen werde, es kommt immer wieder was Neues. Und wir arbeiten im Team, das ist auch wunderbar. Die Herausforderung besteht immer wieder darin, das Thema Kinderpalliativversorgung so in die Gesellschaft zu tragen, dass man auch Hinhören möchte, dass es nicht abschreckt im Sinne von „oh Gott oh Gott, ich kann da ja eh nichts machen“. Denn genau das ist es nicht. Ich finde, jeder kann helfen, und ja: Es ist Freude und Herausforderung zugleich.

Was erfreut Dich am meisten an deiner Arbeit?

Nicole

Das hat verschiedene Ebenen: Das erste ist natürlich zu hören wenn Familien, die hier im Kinderpalliativzentrum versorgt werden, sagen, dass es ihnen so geholfen hat, und dass es für sie das Leben ein Stückchen leichter gemacht hat. Genau das, was die Versorgung aus unserer Sicht ja erzielen soll, dass das auch erreicht wird. Und wenn man dann mit Eltern spricht – und wir vom Freundeskreis sind ja sehr nah an den Familien und auch am Kinderpalliativteam – wenn man das hört, ist es natürlich besonders schön. Schwierig ist es natürlich, wenn ein Kind verstirbt. Taber trotzdem kann es anschließend schön sein, wenn dann die Eltern sagen,  sie sind gut begleitet worden. Die andere Ebene ist die Zusammenarbeit hier im Team. Das ist zum einen mit meinem Team hier im Freundeskreis, aber auch zusammen mit Boris Zernikow und mit dem Kinderpalliativteam. Es ist einfach total schön sich da auszutauschen und auch die anderen Sichtweisen kennenzulernen, und gemeinsam gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Und wenn ich gemeinsam sage, meine ich natürlich auch unsere Spender und Spenderinnen, die uns auch oft hier besuchen, mit denen wir in Austausch gehen und wo wir einfach auch hören, warum sie sich überlegen das Kinderpalliativzentrum zu unterstützen.

Welche Menschen spenden für das Kinderpalliativzentrum?

Nicole

Das ist eine schwierige Frage, aber ja was mir als allererstes einfällt sind Menschen, die schon erwachsene Kinder haben, vielleicht auch schon Enkelkinder, und die das Glück zu schätzen wissen, dass ihre Kinder gesund sind. Sie sind so dankbar, dass in ihrer Familie so viel Glück herrschte und sie gesunde Kinder haben, dass sie das gerne ein Stück zurückgeben möchten und deswegen auch spenden. Das ist ein sehr schöner Grund, aber letzten Endes sind das ganz unterschiedliche Menschen. Das können auch Kinder sein, die mitfühlen mit den Kindern hier und die vielleicht bei sich in der Schule sammeln. Das können auch kleinere mittelständische Unternehmen sein, die sagen, wir haben eine Feier und möchten eigentlich jetzt gar keine Einnahmen machen, sondern sie sammeln das Geld und geben das als Spende weiter. Oder es sind junge Berufstätige, die sagen, sie sind gut versorgt und sie möchten das Geld nicht nur für sich behalten.

Was wünscht du dir für das Kinderpalliativzentrum?

Nicole

Eigentlich wünsche ich mir, dass das Kinderpalliativzentrum uns gar nicht mehr braucht. Das wäre so mein größter Wunsch. Es sollte ja eigentlich so sein, dass ein Kinderpalliativzentrum von den Krankenkassen ausreichend finanziert ist, und dass diese Situation gar nicht mehr so gegeben ist, dass Menschen sammeln müssen, damit schwerstkranke Kinder bestmöglich versorgt sind. Aber solange das so ist, sind wir natürlich da und bleiben auch gerne am Start. Trotzdem ist das ein großer Wunsch!