Hier ist das Interview mit der leitenden Psychologin Andrea Beissenhirtz zum Nachlesen:

Was bedeutet es, familienzentriert zu arbeiten?

Andrea:
Wir arbeiten mit einer familienzentrierten Haltung – was heißt das? Das heißt, dass wir die Familie, die ganze Familie im Blick haben. Natürlich steht das kranke Kind im Vordergrund, aber genauso wichtig sind uns die Eltern, die gesunden Geschwisterkinder aber auch andere Bezugspersonen für das Kind oder für die Eltern. Wir begegnen der ganzen Familie mit einer großen Wertschätzung und mit großem Respekt. Und jede Familie ist anders und das ist auch gut so, und jede Individualität ist einfach toll und wir wachsen mit jeder Familie.

Welche psychosozialen Angebote gibt es im Kinderpalliativzentrum?

Andrea:
Wir haben ein vielfältiges psychosoziales Team mit Psychologinnen und Familientherapeutinnen, wir bieten sozialrechtliche Beratung an. Wir haben Kunst-, Musik- und Ergotherapie, tiergestützte Therapie und auch Ehrenamtliche, die uns auf der Station unterstützen. Dieses breite Angebot ist für die kranken Kinder, aber genauso auch für die Eltern, die gesunden Geschwisterkinder oder auch andere wichtige Bezugspersonen da. Und wie oft diese Angebote stattfinden ist ganz individuell, wie der Bedarf des Kindes, der ganzen Familie ist.

Warum sind die psychosozialen Angebote so wichtig für die Kinder und Familien?

Andrea:
Die psychosozialen Angebote sind wichtig für die umfassende Versorgung der Familien. Es geht uns darum, die Lebensqualität des kranken Kindes zu verbessern, aber auch der ganzen Familie. Ressourcen zu stärken, Kompetenzen zu fördern, nicht zu gucken, was geht nicht, sondern lieber zu gucken, was kann das Kind, die guten Momente schätzen zu können. Und es geht darum, die Familie, das Kind in Würde zu begleiten mit möglichst viel Selbstbestimmung.

Was ist das Besondere am Kinderpalliativteam?

Andrea:
Ich glaube, das Besondere an unserem Team ist, dass alle mit so viel Engagement und Herzblut dabei sind. Wir geben alles, wir ringen miteinander um die bestmögliche Lösung für die Familie, haben viel Humor dabei, wir lachen viel miteinander, aber wir können auch weinen und zeichnen so die ganze Palette des Gefühlslebens oft hier auf der Station. Wir erleben viel miteinander, schwierige Situationen, schöne Situationen, wenn wir hilfreich sein können. Und darüber hat sich über Jahre das Team wirklich gestärkt und hält zusammen – komme, was wolle.

Was ist besonders herausfordernd an deiner täglichen Arbeit?

Andrea:
Ja, was sind so die Herausforderungen hier zu arbeiten, da musste ich echt drüber nachdenken. Es gibt sicherlich viele Herausforderungen, aber ich glaube so die großen Herausforderungen sind für mich jetzt als Psychologin hier im Team oft auch so eine Brücke zu sein zwischen der Familie und dem Team. Dass wir gut in Kontakt bleiben, dass wir uns gegenseitig verstehen und gemeinsam einen Weg finden können. Eine ganz große Herausforderung ist, wenn wir nicht so wirklich hilfreich sein können, wenn wir nichts finden, was die Lebensqualität verbessert und dann nur an sich gemeinsam aushalten können, das ist schwer. Und noch schwerer ist es, wenn wir vielleicht im Moment gerade nicht die Richtigen sind und die Familie so sich nicht auf uns einlassen kann, wir irgendwie keinen gemeinsamen Weg finden – und das auch zu akzeptieren, dass wir jetzt gerade nicht die Richtigen sind, das ist, glaube ich, das Schwierigste. Und weiterhin, finde ich, ist es eine Herausforderung, gut in der Kraft zu bleiben bei dieser Arbeit. Das ist sicherlich eine Arbeit, die viel Energie und Kraft zieht und da immer für Nachschub zu sorgen, das finde ich persönlich eine große Herausforderung.

Was gibt dir in schwierigen Zeiten Halt?

Andrea:
Mir gibt Halt, einfach das Gefühl, eine sinnvolle Aufgabe zu haben und auch oft hilfreich sein zu können. Und ganz wichtig dabei ist das Team, mit dem man sich austauscht und sich gegenseitig Halt geben kann, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Unsere Haltung, den Menschen gegenüber, den Familien gegenüber – jede Familie so sein zu lassen, wie sie ist, auch wenn das manchmal ganz schön schwer ist, ich glaube das ist etwas, das uns total trägt. Und persönlich ist es meine Familie, da dankbar zu sein, was ich zuhause habe, wenn ich nach Hause komme. Meine Freunde, gute Kontakte, wenn ich mit dem Auto nach Hause fahre und sehe eine Familie im liebevollen Kontakt miteinander – da merke ich, da geht mir immer so das Herz auf. Und was mir guttut, wenn die Kraft mal rausgeht, ist Rausgehen, Bewegen in der Natur. Ich finde die Natur hat sowas Heilendes – für mich, aber auch für viele andere.

Wie lauten deine Wünsche für das Kampagnen-Jahr und darüber hinaus?

Andrea:
Für das Kampagnen-Jahr und darüber hinaus, das kann ich gar nicht so begrenzt sehen, wünsche ich mir und dem Team, dass wir immer wieder die Leichtigkeit finden. Ich glaube das ist so wichtig, dass wir für die Familie so eine Leichtigkeit ausstrahlen können, Ruhe und Sicherheit geben können und das überträgt sich auf die Familien. Damit können wir den Familien schon ganz viel Gutes tun. Und darüber hinaus wünsche ich uns, dass wir weiter mit so viel Engagement und Herzblut dabeibleiben, weiter nach der bestmöglichen Lösung für die Familien suchen und möglichst oft hilfreich sein zu können für die Familien, vor denen wir so großen Respekt haben, wie sie ihr Schicksal tragen.