Hier ist das Interview mit Lea Tessun und und Jessica Driemler zum Nachlesen:

Welche Berufe habt ihr und wie wird man das?

Lea:
Nach der Schule habe ich eine dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin gemacht. Man arbeitet viel praktisch dort, hat auch Schulblöcke und die Abwechslung macht auch mega viel Spaß.

Jessica:
Ich bin noch Kinderkrankenschwester, meine Ausbildung ist schon ein bisschen länger her. Ich habe auch eine dreijährige Ausbildung gemacht. Mittlerweile wird man engmaschig auf den Stationen von den Praxisanleitern betreut und in der Schule bekommt man dann viel theoretisches Wissen beigebracht.

Was muss man als Mensch mitbringen, um hier zu arbeiten?

Jessica:
Um hier bei uns im Kinderpalliativzentrum zu arbeiten und auf der Station Lichtblicke oder auch im ambulanten Bereich muss man in jeden Fall viel Empathie mitbringen. Man muss viel akzeptieren können, den Weg der Eltern und der Familie muss man akzeptieren können, man muss die Endlichkeit des Lebens in jedem Fall annehmen können und dass wir manchmal nur begleiten.

Lea:
Ganz viel Humor auf jeden Fall auch, ist immer ganz wichtig. Wir lachen auch viel bei der Arbeit, Empathie, genau wie Du schon gesagt hast, ist ein ganz großes Thema und auch viel Geduld, weil manchmal dauert es einfach länger das Ziel zu erreichen.

Jessica:
Man muss auf jeden Fall Lust haben, in einem großen Team zu arbeiten mit vielen Professionen, was auch immer wieder sehr bereichernd ist, wie ich finde, die Blickwinkel mal zu sehen. Man muss vor allem auch Spaß daran haben, sehr eng mit den Familien und den Kindern zu arbeiten.

Bitte beschreibt einmal den Arbeitsalltag auf der Station Lichtblicke.

Lea:
Also so typische Situationen gibt es eigentlich gar nicht, weil jeder Tag total unterschiedlich ist. Manchmal lachen wir ganz viel, manchmal weinen wir auch. Manchmal haben wir die Kinder alle im Schwesternzimmer stehen oder sind alle im Lebensraum zusammen. Es gibt so viele unterschiedliche Situationen, das macht den Job halt auch einfach aus. Dass jeder Tag anders ist, kein Alltagstrott hier eintritt.

Jessica:
Es gibt nicht so diesen typischen Klinikalltag. Wir fangen zwar auch zum Dienstbeginn an, machen eine Übergabe, eine sehr ausführliche, aber dann gucken wir halt: was die Familien brauchen, was die Kinder brauchen. Dann werden Gespräche geführt, manchmal wird auch Diagnostik betrieben, die begleiten wir. Oder so wie gestern, dann ist Kinonachmittag, dann sind alle im Kino und essen Popcorn, das war auch total schön. Jeder Tag ist hier anders.

Was bedeutet es für euch, den Familien so nah zu sein?

Lea:
Ja, was bedeutet das für uns? Also, das hat positive Seiten und manchmal auch negative Seiten. Das Schöne ist, nah dran zu sein, dass man die Familien voll und ganz kennenlernt mit all ihren Facetten und manchmal nimmt man die Patienten und ihre Familien mit nach Hause. Nicht immer, aber manchmal ist das so, aber das macht halt auch unsere Arbeit aus. Dass wir da so nah dran sind und dann auch wahrscheinlich einfach besser mit den Familien arbeiten können.

Jessica:
Ich empfinde das manchmal auch als große Ehre, dass man so nah dran ist, dass gerade die Eltern und die Patienten sich so öffnen, dass man so viel miteinander erleben kann. Das ist immer wieder auch herausfordernd, aber auch sehr schön. Das hat man selten auf anderen Stationen, dass man so mittendrin ist.

Wirkt sich eure Arbeit auf euer Privatleben aus?

Jessica:
Ja, definitiv. Mir erscheinen manchmal die Probleme, die man zuhause hat, viel kleiner auf einmal. Ärger, der da ist, mit der Tochter in der schule, da denke ich: Ja, ist doch gut. Wenn sie Ärger machen kann in der Schule oder nicht so eine gute Notre schreibt – andere Kinder haben die Möglichkeit gar nicht. Also mich erdet das auf jeden Fall und ich kann besser mal Fünfe gerade sein lassen, seit ich hier arbeite.

Lea:
Man lernt das Leben ganz anders wertzuschätzen. Oft meckert man ja auch über Kleinigkeiten und das wird alles so relativ. Man ist viel dankbarer für die eigene Gesundheit, für die Gesundheit der Familie.

Wie gestaltet ihr das Leben auf Lichtblicke lebenswert?

Lea:
Ja, wie schon unser Motto einfach lautet „Leid lindern – Leben gestalten“ versuchen wir halt einfach das Leben der Patienten hier lebenswert zu gestalten. Dazu gehört dann auch mal, dass man nicht immer feste Termine hat, sondern die auch mal individuell anpasst. Wenn es dem Kind gerade nicht so gut geht, dann lässt man auch mal was ausfallen. Oder wenn gerade so eine schöne Situation ist, wie wir jetzt letztens hatten, wo die Musiktherapeutin Klavier gespielt hat auf dem Flur und alle Kinder standen und saßen auf dem Flur. Und wir haben es allen möglich gemacht, irgendwie auf diesen Flur herauszukommen, ob jetzt mit Infusion, mit Beatmung etc. – das wird dann einfach möglich gemacht, damit die Kinder hier am Alltag einfach teilnehmen können. Und das ist für uns als Pflegende auch ganz viel wert dieses Zusammensein, auch mal raus aus diesem Krankenhausalltag zu kommen und einfach dann auch mal so schöne Momente zu genießen. Und wir stellen uns dann auch gern einfach mal dazu und genießen einfach die Musik.

Jessica:
Wir singen aber nicht mit (lacht). Es ist auch immer schön, wenn man den Eltern und den Angehörigen auch mal eine Auszeit ermöglichen kann, dass die einfach mal in Ruhe einen Kaffee trinken gehen können oder abends sagen, sie gehen mal was essen oder mit den Ergotherapeuten ein bisschen Sport machen können. Einfach, dass sie auch mal Luft zum Atmen haben von dem ganzen Pflegealltag, den sie sonst haben und den Sorgen. Wir versuchen es auch manchmal mit Fotos festzuhalten und räumlich auch: Je länger die Kinder da sind, gestalten die auch ihre Zimmer so. Dann hängen immer mehr bunte Bilder von den Kunsttherapiestunden da und persönliche Gegenstände und das ist irgendwie schön. Jeder bringt so ein Stück Eigenes mit.

Was gibt euch Halt bei der täglichen Arbeit?

Jessica:
Was gibt uns Halt? Mir persönlich auf jeden Fall meine Familie, mein Mann, meine Tochter, meine Eltern und auch Freunde. Wo man auch einfach mal reden kann. Die sich das alles anhören, völlig wertfrei und dann geht es oft auch schon wieder besser. Definitiv das Team! Ich habe noch in so einem empathischen, wertschätzenden Team gearbeitet.

Lea:
Bei mir auch. Meine Familie, also meine Eltern, mein Hund auch, der gibt mir auch ganz viel Halt, wenn ich ihn nach der Arbeit einfach kuscheln kann. Meine Freunde auch und auch das Team. Man fühlt sich hier einfach so wohl, das ist schon, ja fast familiär einfach bei uns. Man kann über alles reden und es wird auch einfach mal wertfrei akzeptiert, wenn man sich beschwert oder irgendwas gerade nicht so gut läuft, dann kann man das sagen und dann wird es auch einfach so hingenommen und akzeptiert. Ich gehe wirklich jeden Tag gerne zur Arbeit.

Wie lauten Eure Wünsche für das Kampagnen-Jahr und darüber hinaus?

Jessica:
Ich wünsche mir für das Kampagnen-Jahr, dass einfach die Kinderpalliativpflege und –versorgung öffentlicher wird, dass die Schwere genommen wird, dass die Leute das einfach ein bisschen offener sehen und dem entgegen gehen. Und für das Team und die Station wünsche ich mir, dass ich mehr Pflegende trauen, in dem Bereich zu arbeiten.

Lea:
Ja, genau. Dass es einfach nicht mehr so schwer behaftet ist, dass sich auch mehr Pflegende einfach trauen, weil es ist so eine schöne Arbeit und wenn man das alles hier näher kennenlernt, dann sieht man, dass es was ganz anderes ist, als man sich doch oft vorstellt.